Mensch Schweiz
von Christina Gasser (Kommentare: 0) Texte
Texte fürs Magazin

Lebenstraum
Mein grösster Traum, mein grösster Traum, mein grösster Traum, mein grösster Traum,
mein grösster Traum, mein grösster Traum, mein grösster Traum, mein grösster Traum,
mein grösster Traum, mein grösster Traum, mein grösster Traum, mein grösster Traum,
mein grösster Traum, mein grösster Traum, mein grösster Traum, mein grösster Traum,
mein grösster Traum, mein grösster Traum, mein grösster Traum, mein grösster Traum,
mein grösster Traum, mein grösster Traum, mein grösster Traum, mein grösster Traum,
mein grösster Traum, mein grösster Traum, mein grösster Traum, mein grösster Traum,
mein grösster Traum, mein grösster Traum, mein grösster Traum, mein grösster Traum,
mein grösster Traum, mein grösster Traum, mein grösster Traum, mein grösster Traum,
mein grösster Traum, mein grösster Traum, mein grösster Traum, mein grösster Traum,
mein grösster Traum, mein grösster Traum, mein grösster Traum, mein grösster Traum,
mein grösster Traum, mein grösster Traum, mein grösster Traum, mein grösster Traum,
mein grösster Traum, mein grösster Traum, mein grösster Traum, mein grösster Traum,
mein grösster Traum, mein grösster Traum, mein grösster Traum, mein grösster Traum,
mein grösster Traum, mein grösster Traum, mein grösster Traum, mein grösster Traum,
mein grösster Traum, mein grösster Traum, mein grösster Traum, mein grösster Traum,
mein grösster Traum, mein grösster Traum, mein grösster Traum, mein grösster Traum,
ist es, gegen Lebensende sagen zu können: Mein grösster Traum hat sich wirklich erfüllt,
denn all meine Entscheidungen waren richtig,
alle meine Taten waren umsichtig,
alle Erfahrungen waren wichtig
und Geld ist letztlich nichtig.
Das zuckersüsse Leben (gekürzte Fassung aus dem Buch (Un)sinn des Lebens)
Das Abendritual ist seit Monaten dasselbe: Nach erledigter Arbeit fläze ich mich vor den Fernseher und träume bei einer Rosamunde-Pilcher-DVD mit einer Schachtel Mini-Mohrenköpfen von der grossen Liebe. Wobei, Verzeihung, Mohrenköpfe darf man nicht mehr sagen. Ebenso wenig Negerküsse, wie die Deutschen sie zu nennen pflegten. Politisch unkorrekt, so heisst es. Aber wie sollte man das Dessert sonst nennen? Afroamerikanische Süssspeise vielleicht? Nein, klingt irgendwie lächerlich. Wie wäre hingegen die Umschreibung süsser Eischnee auf rundem Biskuitboden, umhüllt von einem dunklen Schokoladenmantel? Trifft die Sache zwar kompliziert, aber zumindest recht genau.
Nun, nach dem siebten Mini übermannt mich stets das schlechte Gewissen. Ich schaue an mir herunter und erkenne mit Bestürzung, dass sich mir mein Körper nicht nur tagtäglich, sondern vielmehr stündlich entfremdet: Die Hüften zu breit, der Bauch zu kugelig, die Beine zu massig.
Wenn ich zu vorgerückter Stunde in meinen gedanklichen Abgründen versinke, ruft meistens eine Freundin an, fragt nach meinem Befinden, ohne sich wirklich dafür zu interessieren, und beginnt mir ausführlich zu erklären, wie anspruchsvoll es doch sei, Kinder zu erziehen. Als Paradebeispiel nennt sie mir ihren Jüngsten, der kürzlich im Begriff gewesen sei, die halbe Wohnung abzufackeln, weil im Kindergarten gerade das Thema »Feuer« erörtert würde und die Kindergärtnerin erwähnt habe, dass man Feuer nur an geschützten Stellen und unter Aufsicht der Eltern machen dürfe. Das müsse der kleine Pascal irgendwie missverstanden haben. Anschliessend klagt sie mir über ihren Göttergatten, der, nachdem sie ihn wegen eines Seitensprungs mit einer Verkäuferin bei Mc Donald’s vor die Tür gesetzt hatte, ihr versprochen habe, künftig die Finger von Fastfood zu lassen und somit auch von der Verkäuferin. Deshalb habe sie ihn wieder in ihr Bett gelassen und sei nun schwanger.
Nach solchen Telefonaten bin ich froh und dankbar, unverheiratet zu sein. Beziehungen sind nämlich anstrengend, wahrlich eine Qual, weil in letzter und absoluter Konsequenz aus Verliebtheit tatsächlich Liebe entstehen kann. Gefährlich! Liebe ist unberechenbar - und eines Tages ebbt die Leidenschaft ab, Zuneigung wendet sich in Eifersucht, Misstrauen wächst, und das, was die Verliebtheit dankbar ignorierte, weicht zuletzt einer unschönen Realität. Damit stehen sich am Ende – also nach gut drei Monaten – zwei Menschen gegenüber, die so gar nichts mehr miteinander verbindet, weil es während der ganzen Zeit nie zu einer wirklichen emotionalen Annäherung, Öffnung und Nähe gekommen ist. Ausser beim Sex.
Wenn ich also nach einem langweiligen Fernsehabend die Schachtel mit den 24 Minis – dem süssen Eischnee auf rundem Biskuitboden, umhüllt von einem dunklen Schokoladenmantel – vertilgt habe, begebe ich mich zu Bett, weil ich es nicht mehr ertragen kann, den inneren Widerstand hinsichtlich des süssen Eischnees auf rundem Biskuitboden, umhüllt von einem dunklen Schokoladenmantel gebrochen zu haben. Deshalb beende ich den Tag, lösche das Licht, kuschle mich unter die Decke und träume von einem Haus am Strand, lachenden Kindern, einem gut aussehenden Mann und einer Rosamunde-Pilcher-Stimmung.
Und am nächsten Morgen? Da erwache ich panisch und gehetzt, weil ich den Wecker nach dem siebenundzwanzigsten Klingeln wieder nicht gehört, stattdessen verschlafen habe und mich beeilen muss, noch rechtzeitig zur vereinbarten Schwangerschaftsvorsorgeuntersuchung zu kommen.
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