Interviews

von Christina Gasser (Kommentare: 0) Presse

M.A.: Wie wird man Schriftstellerin?

Ch.G.: Das ist eine gute Frage! Ich glaube, man muss die Sprache und das Schreiben einfach lieben und den Drang verspüren, Geschichten erzählen zu wollen. Ausserdem braucht man eine Portion Glück, damit ein Verlag die Erzählungen ebenfalls mag und sie veröffentlichen will.

 

Ist es schwierig, einen Verlag zu finden?

Ja, das ist nicht ganz einfach. Es gibt diverse Verlage, die im Internet Autoren anwerben. Allerdings verlangen viele bereits fürs Gegenlesen eines Manuskriptes Geld. Das ist unseriös! Ein guter Verlag nimmt kein Geld, sondern investiert; oder er verlangt nur einen Betrag für die effektiven Druckkosten. Ein seriöses Verlagshaus setzt in jedem Fall einen schriftlichen Vertrag auf, in welchem festgelegt wird, wie der prozentuale Verdienst beider Seiten (Verlag & Autor) aussieht. Der Verlag sollte auch bereit sein, den Autor bzw. die Autorin in Sachen Werbung zu unterstützen.

 

Welche Fähigkeiten sollte eine Schriftstellerin haben?

Fürs Schreiben ist es wahrscheinlich günstig, wenn man über eine gewisse Lebenserfahrung verfügt, damit man das zu Papier bringen kann, was die Menschen bewegt und erreicht. Ausserdem sind eine gute Beobachtungsgabe, gutes Zuhören, das Diskutieren mit anderen, Geduld fürs Recherchieren und Fantasie sicherlich hilfreich.

 

Wann ist ein Buch ein gutes Buch?

Antoine de Saint-Exupéry hat einmal gesagt: Ein Text ist nicht dann vollkommen, wenn man nichts mehr hinzufügen, sondern nichts mehr weglassen kann!

Das sehe ich genauso. Ein tolles Buch zeichnet sich nicht durch eine bestimmte Seitenzahl aus, sondern weiss sprachlich und inhaltlich zu fesseln, Fantasien anzuregen und Emotionen zu wecken. Das ist es doch, was man sich als Leser oder Leserin wünscht. Als Autorin sollte man also Geschichten so verpacken können, dass sie den Leser bzw. die Leserin berühren. Das ist wohl die Kunst des Schreibens.

 

Worüber schreibst du am liebsten?

Das lässt sich generell nicht sagen. Ein Gespräch mit Freunden kann ebenso Auslöser für eine Kurzgeschichte sein wie der Anblick eines Werbeplakates auf der Strasse. Häufiger ist es jedoch das Interesse an einer bestimmten Thematik, das mich schreiben lässt.

 

Was liegt dir eher: Roman oder Kurzgeschichte?

Das kommt ganz darauf an, wie viel Zeit mir fürs Schreiben zur Verfügung steht. Für einen Roman braucht man viel Ausdauer und Disziplin. Kurzgeschichten sind dagegen sehr dankbare Textformen: Schnell geschrieben, schnell beendet. Das heisst aber nicht, dass sie einfacher zu verfassen sind.

 

Wann schreibst du?

Das ist unterschiedlich. Morgens kann ich mich am besten konzentrieren, schreibe aber lieber am Abend. Nachts fallen mir oft Formulierungen oder Passagen ein, die am Morgen gefehlt haben, um an einem Text weiterschreiben zu können. Es kommt also durchaus vor, dass ich kurz nach dem Zubettgehen nochmals aufstehe, um etwas zu notieren. Das muss ich tun, weil ich weiss, dass ich mich am Tag danach nicht mehr genau erinnern kann. Grundsätzlich brauche ich zum Schreiben viel Ruhe und einen Ort, wo mich nichts ablenkt. So gesehen ist das heimische Büro der günstigste Platz. Ich schreibe meistens am Wochenende. Am idealsten sind jedoch die Ferien. Dann spielt es auch keine Rolle, wenn ich bis morgens um drei am Computer sitze.

 

Warum schreibst du Bücher?

Ein arabisches Sprichwort lautet: Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt. Dieses Bild gefällt mir sehr gut. Genau das möchte ich: Geschichten schreiben, die man mag, gerne liest und die einen zum Nachdenken anregen.

 

Was hat dich zum neusten Buch »Traummann per E-Mail« inspiriert?

Ich glaube, die Liebe ist ein unerschöpfliches Thema. Es gibt unzählige Lieder, Gedichte und Erzählungen darüber - und das seit Jahrhunderten! Es ist ein menschliches Bedürfnis, darüber zu lesen und zu diskutieren. In der heutigen Zeit gestaltet sich die Partnersuche etwas moderner, manchmal auch komplizierter und oberflächlicher. Es herrschen auch ganz andere Möglichkeiten, jemanden kennen zu lernen. Ein effektiver „Trend“ scheinen tatsächlich die Online-Partnerbörsen zu sein. Diese Art der Partnersuche hat mich interessiert, und darum ist ein Buch entstanden.

 

Sind diese Online-Geschichten alle erfunden oder hast du sie so erlebt?

Ich möchte es folgendermassen erklären: Man muss nicht in jeden Apfel beissen, um zu wissen, dass er süss oder sauer ist. Aber man muss sich vorstellen können, dass er süss oder sauer sein kann! Oder anders gesagt: Die Fantasie füllt immer dort aus, wo die Realität unzulänglich ist. Darum ist Fantasie so wertvoll. Ich finde, dass man sich als Schriftstellerin in Situationen anderer einfühlen und diese beschreiben können sollte. Wenn einem das gelingt, ist es schlussendlich das grösste Kompliment, wenn die Leser die Geschichten für realitätsnah halten und die Figuren als glaubwürdig einstufen - und vielleicht sogar annehmen, dass sich alles genau so abgespielt hat.

 

Gibt es bereits eine Idee für ein weiteres Buch?

Die gibt es in der Tat! Allerdings habe ich mehrere Projekte, an denen ich arbeite. Darum kann ich nicht genau sagen, wann sich was realisieren lässt. Ich kann aber versichern, dass es weitere Geschichten von mir zu lesen geben wird - entweder in Magazinen oder in Buchform. Es bleibt also (nach wie vor) spannend.

 

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